Theater Narrenschiff

05/10/18

Interview mit André Decker zum Start der Spielzeit 18/19

Es ist Anfang Oktober und wir haben in dieser Spielzeit noch nicht für euch gespielt. Dennoch blicken wir auf einen ereignisreichen September zurück. Wir haben unseren künstlerischen Leiter zu einem kleinen Interview gebeten und ihn gefragt, was in den letzten Wochen im tn passiert ist und was uns diese Spielzeit erwartet.

Normalerweise eröffnen wir unsere Spielzeit meist Mitte September. Diese beginnt erst Ende Oktober. Hast du dir einfach mal eine extra lange Sommerpause gegönnt?

Schön wär´s! Aber nein. Das hat einen ganz einfacheren Grund. Unsere letzte Spielzeit war ja unsere 15., also ein kleines Jubiläum, in der wir 10 Produktionen gezeigt haben. Allerdings haben wir diese auch alle vor unserem Jane Austen im Park Programm Ende Juli abgespielt. Natürlich sind wir dann in die Theaterferien gegangen, wohl verdient, und bitter nötig, möchte ich an dieser Stelle anmerken, aber nicht länger als sonst. Wir müssen grade erst was produzieren, bevor wir was zeigen können. Normalerweise übernimmt die letzte Produktionen der Spielzeit den Saisonstart für die folgende Spielzeit. Was dieses Jahr nicht der Fall ist. Wir fangen dann zwar später an, haben aber dennoch mehr Vorstellungen im Herbst, als in den vergangenen Jahren.

 

Drei Produktionen stehen in der ersten Spielzeithälfte auf dem Plan, die alle recht dicht hintereinander Premiere haben.

Richtig und das ist grade die Herausforderung, weil wir derzeit drei Produktionen parallel proben.

 

Wie kann man sich das vorstellen? Wie sah dein September aus?

Anfang September gab es eine zweiwöchige intensive Castingphase für das neue Ensemble vom Projekt Freie Wildbahn, die ab jetzt wöchentlich das neue Musical BYE BYE LOVE proben, welches dann im März 2019 Premiere feiert. Wir haben die neuen Darsteller intensiv in Gesang, Schauspiel und Tanz gefordert und sie sich mit den Rollen des neuen Musicals auseinandersetzen lassen. Jetzt steht das Ensemble und die Rollen sind verteilt.

Seit Mitte September proben wir außerdem fast täglich WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF…? Parallel dazu den BITTERSWEETHEART Abend. Um A CHRISTMAS CAROL kümmern wir uns dann erst Ende Oktober.

Das ist ein straffes Programm. Verlierst du da nicht den Überblick?

Planung ist alles. Wie in jedem Betrieb. Planen und aufs Beste hoffen! Diese unterschiedlichen Projekte kommen ja zum Glück nicht alle am selben Tag raus. Aber wir proben immer parallel an verschiedenen Produktionen. Das macht auch ein bisschen das Leben im Theater aus. Wir versuchen, alles an Zeit auszuschöpfen, die uns zur Verfügung steht, um unserem Publikum ein vielfältiges und auch qualitatives kulturelles Programm zu bieten.

 

Die letzte Spielzeit, war eine Jubiläums Spielzeit. Davor gab es eine Shakespeare Spielzeit. Gibt es dieses Jahr ein bestimmtes Motto für die Spielzeit 18/19?

Diese Spielzeit hat nicht wirklich ein Motto, zumindest kein offizielles, aber man könnte sagen, dass wir uns mit Produktionen von vergangenen Spielzeiten neu auseinandersetzten. Wir sind jetzt in unserer 16. Spielzeit angekommen und haben an die 100 Produktionen inszeniert. Viele der Stücke, wie z.B. WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF…?, welches ich vor zehn Jahren zum ersten mal im tn inszeniert habe, hat unser jetziges Publikum gar nicht gesehen. Und dabei sind es viele zeitlose Stoffe gewesen, die es auch uns besonders angetan haben. Deswegen erfinden wir die Stücke  jetzt, Jahre später, noch einmal neu, oder spinnen Geschichten weiter, oder anders, wie der BITTERSWEETHEARTS - live in concert Abend. Das ist quasi ein Spinn-Off Musical von Runnin´Wild, zwar eine Produktion von 2016, aber mit der wir immer noch nicht ganz abgeschlossen haben.

 

Wie meinst du das? „Nicht ganz abgeschlossen“?

Es gibt immer wieder Laufe der Zeit bestimmte Produktionen, die es uns besonders angetan haben. Runnin´Wild zählt sicherlich zu denen. Schon in der eigentlichen Inszenierung wurde viel gesungen und getanzt, aber es gab auch jede Menge Handlung. Gerne hätten wir den Rollen mehr Lieder gegeben und da kam uns schnell die Idee, dass es schön wäre, der Damenkapelle aus der Handlung eine Art Konzert zu geben. Jetzt erfüllen wir unseren Wunsch und bereiten für den Jahreswechsel ein Programm der Bittersweethearts vor, wo vor allem die Musik im Vordergrund steht. Allerdings wird auch gespielt und wir haben auch neue Handlungsstränge erfunden, die, mit Texten aus dem Ursprungswerk kombiniert, den Fokus des Stücks in eine ganz andere Richtung rücken. Wir freuen uns in diese Welt zurückzukehren und neue Seiten zu entdecken und zu zeigen.

Also wird es in der zweiten Spielzeithälfte weitere Wiedersehen mit „alten Bekannten“ geben?

Ohne zu viel zu verraten, ja. Wir sind grade noch in der Planung für die zweite Hälfte, aber wie schon gesagt, beschäftigen wir uns grade sehr mit unseren vergangenen Produktionen. Aber wir werden auch noch bisher nicht gezeigte Stoffe zeigen, wie zum Beispiel das neue Musical vom Projekt Freie Wildbahn BYE BYE LOVE.

 

Es gab ja schon öfters mal Stücke, die du mehrfach inszenierst hast. Können Wiederaufnahmen nicht auch langweilig sein, weil man das Stück schon durchlebt hat?

Es gibt, denke ich, da große Unterschiede zwischen Wiederaufnahmen und Neu-Inszenierungen, wie ich sie mal nennen will. Wiederaufnahmen sind eher Produktionen die eine längere Spielpause hatten. Wie A CHRISTMAS CAROL jetzt. Das haben wir 10 Monate nicht gespielt und studieren es so ein wie es war. Aber WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF…? inszeniere ich komplett neu, mit anderen Darstellern, anderen Schwerpunkten und mit 10 Jahre mehr Erfahrung. Da wird etwas völlig anderes bei rauskommen. Und das finde ich grade spannend. Es gibt natürlich unzählige Theaterstücke, die wir noch nicht inszeniert haben, aber es gibt halt manche, nennen wir sie Klassiker, die einfach so gut sind, dass man sie immer wieder auf unterschiedlichste Arten neu erfinden kann. Schon alleine, wenn andere Darsteller Rollen spielen, entsteht sofort eine eigene und andere Dynamik. Wie könnte mich das langweilen, ich finde das fürchterlich spannend. Es geht gar nicht darum, das Stück „noch mal zu machen“, sondern es neu zu entdecken. Jetzt, in dem Fall 10 Jahre später und ich habe jetzt einen ganz anderen Zugang zu dem Stoff als „damals“. Ich freue mich jedenfalls sehr auf diese Spielzeit! Und das, was wir bisher geprobt haben, ist vielversprechend!

Mehr infos zu der Castingphase vom Projekt Freie Wildbahn, sowie einen ersten Blick hinter die Kulissen von WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF…? bekommt ihr in unseren nächsten TN-BLOG Beiträgen.