Theater Narrenschiff

Patrick Hartwich

15 Jahre – 15 Fragen . Das tn Ensemble interviewt sich

Julian Pfahl hat für euch Patrick Hartwich interviewt. Patrick kam durch das junge Ensemble bloßgestellt 2014 ins narrenschiff und hat mit Dennis Kelleys „DNA“ zum ersten mal auf unserer Bühne gespielt. Patrick war ebenfalls in beiden Jugendmusicals des Projekt Freie Wildbahn, „OZ“ und „ROMEO & JULIA“ zu sehen. Seit 2016 ist Patrick festes Ensemblemitglied und auch Teil unseres Tanz-Ensembles.

Patrick Hartwich . Ensemblemitglied seit 2016

„Man vertraut darauf, dass alles gut geht.“

Julian: Lieber Patti, du fährst Snowboard, springst Bungee und betreibst sicher noch andere Sportarten, von denen ich nichts weiß. Wie kann Theater da mithalten? 

Patrick: Für mich ist das alles ziemlich ähnlich. Es hat alles mit Adrenalin und Aufregung zu tun. Ich finde man kann einen Bungeesprung ziemlich gut mit dem ersten Moment auf einer Bühne vergleichen. Man vertraut darauf, dass alles gut geht.

Julian: Was ist deine erste Erinnerung ans tn? 

Patrick: Die erste Erinnerung ist das Stück Geschlechtsreif (2012). Zu dem Zeitpunkt habe ich erst richtig realisiert, dass Unna ein Theater hat. Edith Schneider, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in dem Stück mitspielen konnte, hatte mich gefragt ob ich mit ihr zur Premiere komme. Mein erster Bühnenauftritt im TN war dann zwei Jahre später 2014 in dem Stück „DNA“.

Julian: Wann wusstest du, dass du Theater spielen möchtest? 

Patrick: Ich glaube erst ab dem Zeitpunkt ab dem ich es getan habe. André hat mich damals gefragt ob ich für jemanden einspringen kann, die Premiere sollte eine Woche später stattfinden, also habe ich jeden Tag mit André geprobt. Immerhin hatte ich bis dahin nicht mehr als zwei Sätze auf einer Bühne gesprochen. Aber nach der Premiere habe ich gemerkt, dass ich das wirklich gerne mache. Somit war meine erste richtige Erfahrung mit dem Theater direkt ziemlich intensiv.

Julian: Du hast ja in allen letzten Tanzproduktionen mitgemacht. Hast du vorher schon mal getanzt abseits von Partys? 

Patrick: Ich habe mal einen Standarttanzkurs gemacht, aber ich glaube das kann man nicht vergleichen. André hat mich nach meinem ersten Stück gefragt, ob ich nicht Lust habe bei „SO THIS IS LOVE“ mitzumachen. Ich war schon immer einfach für neue Sachen zu begeistern von daher habe ich zu gesagt. 

Julian: Und dann ging es einfach von Stück zu Stück weiter? 

Patrick: Das Tanzstück war so überwältigend das ich es mir nicht nehmen lassen wollte bei den anderen Tanzstücken auch mitzuspielen. Aber „SO THIS IS LOVE“ ist und bleibt wahrscheinlich mein Lieblings-Tanzstück - auch weil wir als Tanzensemble so viel Spaß dabei hatten.

Julian: Fühlt sich die Arbeit an den Tanzstücken anders an als bei Schauspielproduktionen? Trennst du das überhaupt? 

Patrick: Ja auf jeden Fall. Bei einem Tanzstück hat man kein Skript, das einem eine Rolle und damit verbundene Charaktereigenschaften vorgibt, sondern man ist viel freier in der Entwicklung. Tanzproben sind daher immer mehr ein Erschaffungsprozess. Es ist fast so, als würde man seine Rolle selbst schreiben. Dazu ist es natürlich rein körperlich anstrengender. 

Julian: Welche Choreografie hast du am liebsten getanzt? 

Patrick: Das ist einfach. Es ist die letzte Choreo von „SO THIS IS LOVE“ also die ersten fünfzehn Minuten von „Le Sacre du Printemps“

Julian: Du studierst, hast einen Nebenjob - und spielst fast durchgehend Theater. Wie kriegst du das alles zusammen? 

Patrick: Ich habe das Glück, dass ich mir meine Arbeitstage relativ frei einteilen kann und meine Hauptarbeitszeiten im Sommer liegen wo wir im Theater Sommerpause haben. Stressig wird es immer dann wenn ein Stück und die Klausurphasen der Uni zusammenfallen und man anfängt hinter der Bühne für sein Studium zu lernen. 

Julian: Wie viel Zeit pro Woche ist dir eine neue Produktion im Durchschnitt wert?

Patrick: Das kann ich gar nicht so pauschal sagen. Da es mir Spaß macht verwende ich gerne Zeit dafür, wenn sie da ist, so wie das jeder für Dinge macht, die ihm Spaß machen. Die Zeit die man real dafür aufwendet ist allerdings sehr abhängig vom dem Stück, der Rolle und der Zeit die gerade zur Verfügung steht.

Julian: Was macht das tn für dich persönlich aus? 

Patrick: Das Ensemble, diese Gemütlichkeit und die Nähe zum Publikum.

Julian: Vor der Premiere schenken sich alle Darsteller meist eine Kleinigkeit. Was war das seltsamste, lustigste oder überraschendste ToiToiToi-Geschenk, das du bekommen hast? 

Patrick: Das seltsamste war eine Glücksnuss und das lustigste eine Fotocollage.

Julian: Welcher Moment hat dich auf der Bühne am nervösesten gemacht und wie bist du damit umgegangen? 

Patrick: Der Moment bei einer Gruppenchoreografie ganz vorne zustehen. Wenn man dann etwas falsch macht man, bekommt man gar nicht mit, dass man nicht richtig ist bzw. keine Möglichkeit hat wieder reinzukommen. Ich habe da fest darauf vertraut, dass alle hinter mir meine Fehler nachmachen, sodass es keinem auffällt.

Julian: Im Theater machen manche immer wieder den Versuch, Scherze in die letzte Aufführung zu schmuggeln. Was hältst du selbst von Dernierenscherzen? 

Patrick: Die Dernierenscherze sind immer mehr für die anderen Schauspieler als für das Publikum. Ein guter ist so, dass er dem Publikum nicht auffällt aber wir unseren Spaß haben. Es darf natürlich niemanden aus seiner Rolle bringen oder den Spielfluss stören - aber dann find ich die gut. 

Julian: Was willst du hier in den kommenden 15 Jahren unbedingt erleben?

Patrick: Mein Traum wäre das Stück „Les Misérables“ in der Rolle von „Enjolras“. 

Julian: Und zum Schluss: Welche drei Songs dürfen auf deinem persönlichen tn-Soundtrack nicht fehlen?

Patrick: Black Skinhead – Kanye West: „Wird mich immer an mein erstes Stück erinnern.“
Run Boy Run – Woodkid: „Es gibt wenig Schöneres als beim Tanzen mit Dreads geschlagen zu werden...“
My Heart Belongs to Daddy – Marilyn Monroe: „Der Song,den ich im Theater bisher am häufigsten bespielt habe.“

Interview, Sommer 2017